Anthologie: Zehn sowjetdeutsche Erzähler. (bis 1982)
Eine kleine Anthologie sowjetdeutscher Schriftsteller mit einem hinsichtlich bio-bibliografischer Notizen zu den Autoren und Nennung weiterer sowjetdeutscher Autoren interessanten Nachwort.
Der Band enthält übrigens auch Jacqemiens "Ronak, der letzte Marsianer", der erst kürzlich hier "wiederentdeckt" wurde.
Bei aller unterschiedlichen literarischen Qualität und Relevanz (aus heutiger Sicht) stimmten mich die Erzählungen nachdenklich: Die erste Erzählung berichtet vom schwierigen Suchen und hoffnungsvollen Aufbruch kurz nach Revolution und Bürgerkrieg. Es gibt auch eine Erzählung über den heldenhaften Beitrag eines sowjetdeutschen Frontsoldaten zum Sieg im Großen Vaterländischen. Auch solche späte Rehabilitierung war den Deutschen dort sehr wichtig. Die letzte Erzählung aber ("Der Anfang") verursachte mir ein bedrückendes Gefühl. Sie assoziiert ganz andere Bilder, wenn man die Geschichte der Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert bzw. stalinsche Repressalien allgemein kennt - auch wenn die Story am Ende eine andere erlösende (Alibi-?) Auflösung anbietet.
Ich denke also, man hat sich damals etwas gedacht bei Auswahl und Reihenfolge der Erzählungen und man darf versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen ...
Inhalt:
• Alexander Reimgen: Der Sonne entgegen
• Victor Klein: Ein Wegstück Leben
• Gerhard Sawatzky: Wir selbst
• Ernst Kontschak: Drei Birken
• Ernst Kontschak: Ein Dichtermärchen
• Ernst Kontschak: Papa
• Hugo Wormsbecher: Deinen Namen gibt der Sieg dir wieder
• Dominik Hollmann: Die zänkische Brigade
• Heinrich Kämpf: Assan
• Rudolf Jacquemien: Ronak, der letzte der Marsianer
• Alex Debolski: Wenn man jung ist
• Viktor Heinz: Der Anfang